FDP Garbsen

Einfach machen ...

Peter Baars, Vorstandsmitglied der FDP Garbsen und ehrenamtlicher Helfer, im Gespräch mit Marc Münnich, Betreiber des Motels an der A2.

Am 24. Februar 2022 marschierten russische Truppen in die Ukraine ein und die Welt hielt den Atem an. Wir alle denken mit Schrecken an den Beginn des großflächigen Angriffskrieges zurück.

Auch Marc Münnich, Hotelier und Betreiber der Rastanlage Tank & Rast Garbsen Nord, erinnert sich an diesen Tag. Und an seinen ersten Gedanken damals – diesen Menschen muss geholfen werden. Unkompliziert. Unbürokratisch. Und vor allem schnell.

 

Bereits drei Wochen später nahm er in seinem an der A2 gelegenen Motel 80 Menschen auf, die auf der Suche nach Schutz in die Region Hannover gekommen waren. Ohne Absprache mit der Stadt oder der Region, ohne Rückendeckung. Stattdessen auf komplett eigenes Risiko – in der Hoffnung, mit Unterstützung seiner Familie und seines privaten Netzwerks helfen zu können. Seine Frau, seine Kinder, Ärzte aus dem Bekanntenkreis und viele weitere Freiwillige waren von Anfang an dabei. Sie alle sammelten Geld-, Kleidungs- und Lebensmittelspenden, halfen bei der Versorgung der Menschen, übernahmen Fahrdienste zu Ärzten und Behörden. Denn: Ein Sack Kartoffeln ist zwar schnell gekauft, aber noch lange nicht geschält oder gekocht – jede helfende Hand war notwendig und wurde sehr dankbar angenommen.

 

Neben einem Dach über dem Kopf unter menschenwürdigen Bedingungen bekamen die 80 Vertriebenen, größtenteils Frauen mit Kindern, bei Münnich vom ersten Tag an drei Mahlzeiten täglich. Aufgrund von Hygienevorschriften war eine strikte Trennung vom „normalen“ Motelbetrieb notwendig, was für die Helfer einen zusätzlichen Aufwand bedeutete.

 

Als nach etwa einem halben Jahr endlich Verträge mit der Region zustande kamen und die ersten Gelder flossen, hatte Münnich bis dahin jeden einzelnen nötigen Euro vorgestreckt.

Der finanzielle Ausgleich von offizieller Seite brachte nicht nur positives Feedback. Von „das System ausnutzen“ bis „der macht sich die Taschen voll“ erfuhr Münnich sogar aus dem privaten Umfeld viel üble Nachrede. Mag sein, dass sein Motel aufgrund der sehr guten Aufenthaltsbedingungen vielleicht etwas mehr bezuschusst wird als eine Flüchtlingsunterkunft mit vielen aneinandergereihten Liegen – Überschüsse kann der Hotelier dennoch nicht verzeichnen. Das Gegenteil ist der Fall – man bedenke, dass Hannover eine Messestadt ist und die Zimmerpreise an Veranstaltungstagen durch die erhöhte Nachfrage enorm steigen. Natürlich nur bei vorhandenen Kapazitäten für Messegäste.

 

Aber wie entwickelte sich die Lage weiter in Marc Münnichs Motel?

Die Ukrainer und Ukrainerinnen wurden schnell selbstständig, die Kinder gingen schon sehr bald zur Schule. Den Weg von der Rastanlage zur jeweiligen Einrichtung bestreiten sie zu Fuß.

Aktuell hat Marc Münnich noch 43 Gäste aus der Ukraine. Neue wird er wohl nicht zugeteilt bekommen, auch wenn er selbst nicht abgeneigt wäre. Viele seiner ehemaligen Bewohner sind trotz der widrigen Umstände in ihre Heimat zurückgekehrt, einige sind aufgrund von persönlichen Kontakten ausgewandert nach Brasilien oder Kanada.

Klar ist: diese Menschen verzweifeln nicht, sondern nehmen ihr Leben selbst in die Hand.

 

Vor etwa einem Monat ist der letzte Sonderzug aus der Ukraine angekommen. Und wir alle hoffen, dass kein weiterer nötig wird und der Krieg bald ein Ende findet.